Pressemitteilung zur Milchmarktkrise

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25. August 2015

Die Tierärzte und Tierärztinnen des „Tierärztlichen Forums für verantwortbare Landwirtschaft“ unterstützen ausdrücklich die Maßnahmen des niedersächsischen Agrarministers Meyer zur Abfederung der „Milchpreiskrise“.

Wie Minister Meyer sehen auch wir keine Zukunft in einer immer weiteren Erschließung von Exportmärkten. Wir fordern, statt auf Quantität auf hohe Qualitätsstandards zu setzen mit definierten Produktionsobergrenzen, hohem Tierwohlniveau und langfristiger ökologischer Verträglichkeit. Aber nicht nur aus ökonomischer und ökologischer Sicht, sondern insbesondere aus Gründen des Tierschutzes und zum Erhalt von bäuerlichen Milchviehbetrieben liegt der einzig vernünftige Weg in der Drosselung der Milchmenge durch Reduktion der Kraftfuttergaben und der Veränderung der Zuchtziele. Zukunftsfähige Perspektive hat allein eine auf Dauergrünland basierende Milchproduktion mit Schwerpunkt Weidehaltung. Zur Bewältigung der aktuellen Probleme halten wir übergangsweise auch eine Preisstaffelung in Bezug auf die abgegebene Milchmenge – wer Überschuss verursacht, bekommt weniger Erlös pro Liter Milch – für sinnvoll. Damit würden gerade kleine und mittlere Betriebe mit überdurchschnittlichen Produktionskosten von höheren Erzeugerpreisen profitieren. Weiter empfehlen wir den Milchbauern, verstärkt alternative Vertriebswege wie z.B. den der Bildung privater Genossenschaften zu beschreiten.

In dem Glauben als „global player“ auf dem Weltmarkt mitmischen zu können, wurde ein Irrweg beschritten. Gerade aus tierärztlicher Sicht ist die Züchtung und Fütterung auf Hochleistung einhergehend mit hoher Krankheitsanfälligkeit der Kühe abzulehnen. Die vom landwirtschaftlichen Hauptverein (LAV) geforderten Maßnahmen in Form von Deregulierung des Marktes und Abbau von angeblich bestehenden Handelshemmnissen werden nicht zum gewünschten Ziel führen und in der Tat, wie von Minister Meyer richtig erkannt, nur eine weitere Verschleppung des Problems sein.

Auch Vertreter landwirtschaftlicher Berufsverbände müssen endlich begreifen, dass es in der landwirtschaftlichen Tierhaltung nicht um die Produktion von Stückgütern geht und die Landwirtschaft keine Industrie im herkömmlichen Sinne darstellt. Vielmehr haben wir es hierbei mit der Zucht und Haltung empfindungsfähiger und intelligenter Lebewesen zu tun, die sich in unserer Obhut befinden und für deren Gesundheit und Wohlergehen wir sowohl per Gesetz als auch moralisch verantwortlich sind.

Nur eine regionale, für den tatsächlichen Bedarf und nicht darüber hinaus produzierende Landwirtschaft kann Umwelt schonend und nachhaltig sein.