Die folgenden beiden sehr lesenswerten Beiträge aus der Ausgabe 2016/1 wurden uns von der Zeitschrift TIERethik zur Verfügung gestellt.

Patientenwohl, Halterinteressen und gesellschaftliche Erwartungen

Zur rechtlichen Verantwortung des Tierarztes unter dem Aspekt des Tierschutzes

Regina Binder & Rudolf Winkelmayer

Zusammenfassung:

In der öffentlichen Wahrnehmung besteht die Aufgabe des Tierarztes vorrangig darin, Tiere medizinisch zu betreuen. Das tierärztliche Berufsrecht zeigt jedoch, dass Tierärzte Aufgaben haben, die untrennbar mit der Nutzung von Tieren, insbesondere mit der Produktion von tierischen Lebensmitteln, zusammenhängen. Es stellt sich somit die Frage, welcher Stellenwert dem Tierschutz im individuellen tierärztlichen Handeln, aber auch in der gesellschaftlichen Positionierung des Berufsstandes zukommt bzw. zukommen sollte. Aus der Zugehörigkeit des tierärztlichen Berufes zu den Gesundheitsberufen und aus dem Tierschutzrecht folgt, dass auch im Hinblick auf Nutztiere das Wohlbefinden des einzelnen Tieres für das tierärztliche Handeln von zentraler Bedeutung ist. Die Zugehörigkeit des Tierarztes zu den freien Berufen lässt es geboten erscheinen, dass auch die Standesvertretungen die fachliche Expertise des Berufsstandes auf dem Gebiet des Tierschutzes in politischen Entscheidungsprozessen verstärkt einbringen.

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Die Bundestierärztekammer und ihr Verständnis von moralischen Pflichten

Eine Untersuchung der Jahre 2012 bis 2015

Jörg Luy

Zusammenfassung:

Im Zeitraum zwischen 2012 und 2015 fand erstmalig in Deutschland ein Ringen um die offizielle tierärztliche Berufsethik statt. Als problematisch erwies sich dabei die Frage, ob die tierärztliche Berufsausübung allein als Dienstleistung gegenüber dem Eigentümer des Tieres zu verstehen ist oder ob auch eine moralische Verpflichtung gegenüber dem Tier in der Praxis eine Rolle spielt bzw. spielen sollte. Durch die Streichung der moralischen Berufung des Tierarztes zum Tierschutz aus der Muster-Berufsordnung löste die Bundestierärztekammer eine heftige, wenn auch von der Masse der Tierärztinnen und Tierärzte kaum zur Kenntnis genommene Debatte aus, an deren Ende nun – nicht ganz freiwillig – ein offizieller Ethik-Kodex wieder die besondere Selbstverpflichtung des tierärztlichen Berufsstandes zum Tierschutz gegenüber der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringt.

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